Schilddrüsenunterfunktion & Hashimoto im Griff- ohne Medikamente
- Melina von Olnhausen
- Aug 7, 2019
- 5 min read
Updated: Apr 10, 2020

Im Sommer 2016 bekam ich die Diagnose. Dabei wollte ich nur mal meine Blutwerte testen und sehen, ob alles in Ordnung ist- und so war ich gerade mal 18 Jahre alt, als mein Hausarzt mir ins Gesicht sagte: "Sie haben eine Schilddrüsenunterfunktion und eine Hashimoto Thyreoiditis. Sie müssen ab jetzt jeden Tag L-Thyroxin nehmen."
Und für mich war das ein Schlag ins Gesicht- ich sollte anhand von ein paar Werten auf dem Papier krank sein, wobei ich die fitteste in meiner Familie war? Mir ging es immer gut- und abgesehen von den komischen Fremdworten, die ich eh nicht verstand und der Nicht-Kenntnis der Medizin fühlte ich mich ohnmächtig und so lief ich weinend nach Hause, bekam fast keine Luft, nichtahnend was diese Diagnose überhaupt bedeutete, denn ich hatte keine Ahnung davon.
Also hab ich erstmal blind vertraut und L-Thyroxin eingenommen, erst 25er, dann 50er und damals habe ich schon gestreikt und wollte maximal 37,5 nehmen, denn ich vertrug es nicht. Ich nahm die Tablette und mein Herz schlug schneller, ich war hellwach und schlief nach 5 Minuten wieder ein. Es kam mir eher so vor, als hätte mich der Arzt krank gemacht, davor war alles super.
Irgendwann hat es sich eingependelt und ich nahm stetig 25er L-Thyroxin und dachte nicht mehr darüber nach. Erst als ich selbst als angehende Physiotherapeutin in der Onkologie auf der Frauenstation arbeitete, fielen mir bei fast jeder Patientin mit Brust- oder Gebärmutterhalskrebs die stetige Einnahme von L-Thyroxin auf. Es fiel mir aber nur auf und ich dachte mir meinen Teil, konnte aber nur Mutmaßungen anstellen, da die Patienten ja auch noch andere Medikamente nahmen, dennoch war L-Thyroxin fast immer auf der Liste, was mir zu denken gab.

Als ich kurz vor Weihnachten 2018 auf eine Freundin traf bei einem Abendessen, kamen wir ins Gespräch, weil sie auch eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert bekam und es aber ohne Medikamente im Griff hat und ich wurde neugierig.
War es möglich, dass die Schilddrüse das Medikament garnicht brauchte? Dass man sie durch seinen Lebensstil bereits ausreichend unterstützen könne?
Noch am selben Abend verbann ich sämtliches Gluten aus meiner Wohnung und beschloss mich glutenfrei und vegan zu ernähren. Auch das Buch "Heile deine Schilddrüse" von Anthony Williams bestellte ich mir selbst zu Weihnachten und von nun an sollte meine Schilddrüse, die all die Zeit mit Medikamenten versorgt wurde, wieder lernen zu fliegen und selbst zu arbeiten. Ich wollte keine Mittel mehr, die meine Schilddrüse zwar in ihrer Funktion unterstützen, aber dadurch auch unterdrücken, da sie damit an Eigenfunktion- und Produktion verliert. Ich wollte eine gesunde Schilddrüse ohne Medikamente- und ich hab es geschafft- ein paar Monate später.
Ihr fragt euch jetzt sicher, wie ich das gemacht habe und ob ich ein Rezept dafür habe- aber letzten Endes kann ich einfach sagen, dass ich es leid war, von sämtlichen Ärzten andere Meinungen zu hören, was Jod, Gluten und Soja, sowie die Medikamente betrifft. Ich wollte es verstehen und dahinter blicken können, ich wollte selbst Chef über meine Versorgung meiner Organe sein und darüber argumentieren können, warum ich was tue. Und so habe ich über ein halbes Jahr hinweg einen regelmäßigen Austausch mit meinem Hausarzt gehabt, der mich auf meinem Weg von den Medikamenten weg unterstützt hat und alle 2 Monate meine Schilddrüsenwerte untersuchte. Letztlich waren sie gut, im positiven Bereich und ich- glücklich.

Ich hatte mein Ziel erreicht: Meine Schilddrüse ist heil ohne Medikamente und ich durfte das L-Thyroxin absetzen. Und kurz darauf hielt ich eine Präsentation darüber in meiner Fachschule, wie ich es geschafft habe.
Es war ein intensiver und langer Prozess, der mich nach Berlin führte zu Niko Rittenau, von dem ich mir Bücher auslieh über Ernährung und wie man damit präventiv und therapeutisch Krankheiten mindern und beseitigen kann, über ein Zweifel am Veganismus, weil sämtliche Autoimmunportale eine Paleo-Ernährung empfehlen und ich mir unsicher wurde, ob es vielleicht auch an meiner Ernährung liegen könnte.

Aber ich ging noch tiefer in die Materie und meldete mich bei einem Autoimmunportal, speziell für Hashimoto-Patienten an und schaute mir sämtliche Interviews mit spitzen Ärzten, Ernährungswissenschaftlern, Chinesische Medizin-Vertretern u.v.m. und ich verstand allmählich immer mehr, dass die Schilddrüse kein Organ ist, das man isoliert betrachten kann. Dass die Schilddrüse im Regelmechanismus funktioniert, sodass sie primär das "Sekretariat" darstellt und den Stoffwechsel in Gang bringt, aber vor allem auch selbst durch die Hirnanhangsdrüse Signale bekommt. Und man muss sich natürlich die Frage stellen - warum triggert das Gehirn ständig die Schilddrüse an, sodass sie nicht nachkommt mit der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Dazu zählen Stress, innere Erwartungshaltung (gerade bei Sportlern), ein dauerhaft erhöhter Cortisol-spiegel, was letztlich auch zu den Schlafstörungen und Einschlafproblemen führt, die einige Patienten aufweisen. Und dann soll eine Tablette helfen?
Ich wollte tiefer in die Thematik hinein und fing an, Nein zu sagen. Ich fing an, mich und meine Zeit mehr zu schätzen und bewusst "Nein" zu sagen, wenn mir nicht danach war oder es meine Energie nicht zuließ. So beschloss ich auch, meine Instagram-Aktivitäten, meine Verantwortung als Kurssprecherin, mein Engagement bei Karlsruhe Vegan und bei Freunden hinunterzuschrauben, neben meinem ausbildungsintegriertem Studium zur Physiotherapeutin- denn wir haben alle nur eine bestimmte Anzahl an Energie und täglich, jährlich kommen neue Gesichter und Menschen hinzu, aber unsere Energie bleibt dieselbe.

Und so stieß ich auf Dandapani (ich beschloss auch, mich nur noch dem zu widmen, wofür mein Herz brennt und wo ich wirklich hinmöchte). Dandapani ist ein hinduistischer Priester, der 10 Jahre lang in einem Kloster gelebt hat, um sich selbst zu trainieren- nicht seine Muskeln, sondern seinen Verstand.
Auch Schlaf ist ein wichtiger Punkt- nicht unbedingt die Länge, sondern vielmehr die Schlafzyklen (habe darüber zwei IG-TV-Videos erstellt bin Instagram, wen es mehr interessiert) und so habe ich meine Schlafqualität auch nochmal enorm verbessern können.
Man kann sagen, ich war wirklich auf der Suche nach meiner persönlichen Ursache, und habe im Zurückschrauben von Stress, Zeit- und Energiemanagement einen großen Faktor gefunden (denn es musste einen Grund geben, warum mein Gehirn, die Schilddrüse zu sehr antriggert und ich nicht nachkomme). Meine Ernährung beließ ich bei Vegan und ernährte mich überaus glutenfrei, da Gluten im Verruf steht, Barrieren durchlässig zu machen (bspw. im Darm oder im Gehirn), wobei "normale Menschen" sehr wohl ganz normales Brot und Gluten zu sich nehmen dürfen, bei Autoimmunerkrankungen sollte man allerdings eher davon abraten.

Zudem habe ich meine Schilddrüse entlastet, indem ich oftmals bis 12 Uhr mittags gefastet habe und unterstützende Nahrungsmittel wie Selleriesaft und Artischocken zu mir nahm, was erstens den Verdauungstrakt, sowie die Entgiftung unterstützt. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass ich genügend Mikronährstoffe zu mir nehme- vorallem Jod und L-Tyrosin (nicht L-Thyroxin!!) in ausreichender Menge (wobei Sushi essen mit Algensalat zur neuen Routine wurde)

Auch hier informierte ich mich gänzlich, da Jod ein essentielles Element für die Schilddrüse- aber nicht nur für die Schilddrüse ist, sondern genauso für das Brustgewebe, Muskelzellen, die Gebärmutter, Prostata uvm. ist- und so ist die Empfehlung von 250 Mikrogramm Jod pro Tag der DGE immernoch zu gering, da somit gerade mal die Schilddrüse versorgt wird- und der Zusammenhang von L-Thyroxin und Krebsarten kam mir wieder in den Sinn- wobei hier angemerkt werden muss, dass es keine wissenschaftliche Belege bis auf eine Studie gibt, die den Zusammenhang von L-Thyroxin und einer erhöhten Krebsrate aufzeigt, da der Jodbedarf wohl doch die Einnahme von L-Thyroxin steigt und somit die alleinige Substitution nicht ausreichend bzw. sogar hinderlich ist.
Genauso wichtig ich Selen als Spurenelement für die Schilddrüse, erstens als Antioxidant und zweitens weil Enzyme in der Schilddrüse selenabhängig arbeiten, um die freien Hormone T4 zu T3 umzuwandeln.
Und um diese Bioverfügbarkeit zu gewährleisten natürlich auch Eisen, Vitamin A, Zink, Omega 3 (!!) und Vitamin D3 und K2.
Und letzter wichtiger Punkt:
LEBE.

Ich habe zwar weniger mit Freunden gemacht, hab aber wieder vom Herzen an, angefangen zu leben, mich am Leben zu erfreuen, mir selbst den Druck rauszunehmen von all meinen Projekten und habe mich genesen lassen.
Demnach gibt es keine pauschale Therapie dafür, sondern viel mehr eine Suche nach der persönlichen Ursache - vielleicht ist der ein oder andere auch zufrieden damit, sich eine Pille einzuschmeißen, und das ist auch vollkommen okay so. Aber ich wollte unabhängig und frei sein. Und ich habs geschafft :) Von der Raupe zum Schmetterling zurück
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